Lago Bolsena nach Marina die Massa

Der frühe Vogel schläft noch tief und fest, da schnurrt schon der Motor der Yamaha vor sich hin. Es wird heut eine etwas längere Etappe geben, über den genauen Verlauf bin ich mir noch nicht im Klaren. Ich weiß nur, es muss ein ganzes Stück nach Norden gehen. Das Hotel in Marina di Massa ist gebucht und ich muss Sonntagabend wieder zu Hause sein. Montagmorgen muss ich bei einem Termin präsent sein. Es gilt die verbleibende Strecke zu genießen und die Yamaha vielleicht an der ein oder anderen Ecke mal etwas forciert laufen lassen.

Ich hatte ja schon erwähnt, dass rund um den Bolsena See alles ehemalige Vulkan Gegend ist. Der See hat ca 14 Km im Durchmesser, also war das kein kleiner Vulkan. Wo es Vulkane gibt ist natürlich die dunkle Lava zu finden, aber auch Tuffstein. Ein wohl verhältnismäßig weiches Gestein welches sich leicht bearbeiten lässt. Ein anschauliches Beispiel ist z.B. Pitigliano. Da war ich schon öfter bei Touren durch die Maremma, daher war der Plan heute ein anderer

Die Tuffstein Dörfer

Sorano 13

Sovana und Sorano haben schon vieles in ihrer langen Geschichte erlebt und heute dazu noch mich.

Fangen wir mit Sorano an, der ersten Station heute wo der Motor der Tracer etwas abkühlen konnte. Die kleine Stadt liegt auf einem Hügel der Hochmaremma, eine sehr imposante mittelalterliche Befestigungsanlage dominiert das Stadtbild. Die Massa Leopoldino ist schon was Imposantes und passt eigentlich nicht zu der restlichen Architektur. Die kleinen an die Hänge geduckten Häuser sind eher typisch für die Gegend. Aber ein Besuch lohnt sich auf jeden Fall.

Ein paar Kilometer weiter und ich erreiche Sovana. Um es gleich vorweg zu nehmen, es gefällt mir hier besser. Der Ort ist nicht so eng und ich fühl mich hier wohler. Direkt am Eingang des Ortskernes liegt die Ruine der Rocca Aldobrandesca. Die Burg wurde im 11. Jahrhundert erbaut, aber viel ist nicht mehr davon übrig. Der Ortskern ist aus meiner Sicht Mittelalter pur. Auch ist alles sehr klein und überschaubar, bis auf die Burgruine alles in einem normalen Rahmen und keine Prunkbauten. So liebe ich das und mache ein Foto hier und eins dort. Da hinten auch noch eins…

 

Der Monte Argentario ist ein gern genommenes Etappenziel für mich. Früher war das eine Insel im Meer, heute ist es mit 3 Dämmen mit dem Festland verbunden. Eigentlich fahre ich gerne nach Porto Santo Stefano um dort am idyllischen Hafen ein Eis und oder einen Cafe zu geniessen. Da aber die Gefahr besteht, dass der Bürgermeister mich mit Handschlag per Du begrüßt, ziehe ich es heute vor nach Porto Ercole zu fahren. Die Gemeinde ist Mitglied der Vereinigung I borghi più belli d’Italia (Die schönsten Orte Italiens).

Porto Ercole 1

Der Plan war also irgendwo einen Café zu trinken, eventuell sogar ein Panini zu ergattern. Allerdings machten mir mindesten zwei Hochzeitsgesellschaften meinen schönen Plan zu nichte. Überall ein Gewusel und total voll. Küsschen hier, Küsschen da, dazu lautstarkes Palaver da man sich schon seit mindestens 200 Jahren nicht gesehen hat. Total faszinierend für mich, schon alleine wie die Damen und Herren sich rausgeputzt haben. Bella Figura ist da leicht untertrieben, was haben sich die Damen in Schale geworfen … Che belle donne! Ich war echt fasziniert, wie ich so in meinen Moto Klamotten dastand.

Es wäre eine Option gewesen, mehr oder weniger am Meer die Küste hoch zu fahren. Nicht wirklich prickelnd und ich wäre viel zu früh im Hotel gewesen. Also nochmal die volle Dröhnung quer durch die Toskana. Berge und Kurven satt, köstliche Aussichten.

Massa Marittima 8

Köstlich war das Panino con Salume welches in Massa Marittima den Besitzer wechselte. Dazu ne eiskalte Cola und ich konnte eine weitere Hochzeit beobachten. Der Dom San Cerbona ist der uneingeschränkte Mittelpunkt der Piazza. Da es keine Hochzeitskutsche mehr gibt, stand eine urige dreisitzige Vespa vor der mächtigen Treppe und wartete auf die Brautleute. Was ein Haufen Leute da rumwuselte, die Brautleute kamen aus dem Dom und ein vielstimmiges Gejubel und Bravo, Bravo wurde gerufen. Da geht es bei einer Scheidung deutlich ruhiger zu. Nur mal so angemerkt 

 

Gut gestärkt konnte es nun weiter in Richtung Norden gehen. Mittlerweile hatte ich mich mit mir selber geeinigt, dass die Apuanischen Alpen den krönende Abschluss bilden sollten. Das ist ein guter Plan, aber auch relativ ambitioniert. Bis Lucca sind es nur ca. 130 Km Distanz zu fahren, aber Berge und Kurven sind dazwischen und zwar nicht wenige, da kann man schon ungefähr knapp 3 Stunden Fahrt kalkulieren. Die ersten ca. 60 bis 80 Kilometer sind aber wunderbar zu fahren und die Reifen, vor allem der Hintere waren echt gefordert. Das macht dort wirklich Laune, ich kenne zwar die Route, aber fahre da immer wieder gerne.

Nach Pontedera wird es dann etwas öde bis Lucca erreicht wird. Ist alles flach, die Kreisverkehre sind die einzigen nennenswerten Kurven also nicht wirklich prickelnd. Was aber zu Unterhaltung beigetragen hat, Ducatis in allen Farben, Formen und Größen. Ich habe noch nie so viele Panigäule, Multis, Monster und Hypermotards auf einmal gesehen. Keine Ahnung warum die alle unterwegs waren, molte belle moto. Ein Superduke Fahrer war nicht zu überhören und fiel mir nur durch seine Art zu fahren auf. Nicht wirklich Lebensbejahend.

Ponte del Diavolo 2

Lucca ist der Eingang zu Garfagnana, endlich wieder Kurven und Berge. Der dichte Verkehr ließ kurz nach der Stadt wieder deutlich nach, die interne grüne LED für Spassfaktor blinkte wieder. Ein Stopp bei Borgo a Mozzano um der Ponte del Diabolo kurz einen Besuch abzustatten. Die üblichen Fotos gemacht um dann endlich nach Castelnuovo di Garfagnana zu kommen.

Ponte del Diavolo 4

Wenn in Castelnuovo di Garfagnana ist, muss man einen Café in der Bar bei der Kirche trinken. So will es das Gesetz! Die letzte Stärkung bevor es hoch in die Berge geht. Nochmal erhöhter Fun Faktor pur und dann ist genug für heute. Den ganzen Tag auf dem Moto schlaucht schon ganz schön und ein kühles Moretti ist etwas was Feines. Natürlich erst wenn die Yamaha vor dem Hotel steht.

Castelnuovo di Garfagnana 4

Castelnuovo di Garfagnana 3

Ein kurzer Schreck an der Abzweigung zum Passo del Vestito, die Zufahrt ist gesperrt. Das wollen wir doch mal sehen, zumal ich keine Lust habe die andere Seite Richtung Servezza zu fahren. No Risk, no Fun und schon nach kurzer Zeit kommt mir ein Moto entgegen. Handzeichen gegeben, er möchte stoppen, hoffentlich spricht er ein paar Brocken Englisch. Angehalten hat er und nur italienisch gesprochen. Eigentlich nicht verwunderlich hier in Italien, aber ich habe verstanden, was er gesagt hat. Der Pass ist frei, lediglich ein paar Bodenwellen. Also durch den Tunnel und auf der anderen Seite der atemberaubende Blick auf die Marmorbrüche und das Mittelmeer. Das hat schon was, was für ein Panorama!

Bodenwellen? Bis jetzt Fehlanzeige und als ich die andere Seite der Sperrung erreiche stehen ein paar Moto Fahrer und fragen mich auf Italienisch ob die Straße zu befahren wäre. Natürlich antworte ich auf fließend Italienisch … Si.

Fremdsprache? Kann ich!

Marina di Massa  Sonnenuntergang

Da bin ich also wieder in Marina di Massa, allerding habe ich heute mein Lieblings Hotel gebucht -> Klick . Der Seniorchef erkennt mich tatsächlich und begrüßt mich herzlich. Das gebuchte Zimmer wäre eigentlich ohne Meerblick gewesen, aber es wird sofort kostenlos geupgraded. Das Hotel hat eine große Terrasse direkt am Lungomare mit super Aussicht. Also ein Bier geholt, die Canon über der Schulter und ich richte mich ein. Es gibt zum Abschluss der Tour einen exklusiven und perfekten Sonnenuntergang. Praktisch wie im italienischen Bilderbuch.