Majella

thumb 2w 25 Parco Nationale Majella 1 von 1

Sieht sie gut aus, wie alt ist sie denn, und die Fischur, hat sie ein kurzes Röckle an? Majella ist ein weiblicher Vorname, aber das interessiert jetzt mal nur temporär. Mich interessiert viel mehr der Parco Nazionale della Majella. Das soll das heutige Ziel der Tagestour werden, einmal rundherum. Majella ist ein Gebirge in den Abruzzen, Sein höchster Gipfel, der Monte Amaro, ist mit 2793 m der zweithöchste Gipfel der Apenninen. Die restlichen Berge sind auch nicht gerade flach, sehr imposant das Ganze. Es gibt eigentlich nur zwei Strassen durch das Massiv, einmal über den Pass San Leonardo und der andere Weg ist über den Passo Lanciano. Genau da will ich heute drüber.

Strahlend blauer Himmel am Morgen beim Start der Tour, aber ich habe das Regenzeug trotzt dem im Koffer dabei. Die Wettervorhersage meinte was von schweren Gewittern am Nachmittag. Im Moment ist es aber kaum Vorstellbar und so mache ich mich auf den Weg. Santo Stefano liegt um die 1200m und der Passo Lanciano ca 1350m hoch. Also schlappe 150 Höhenmeter Differenz, das ist doch nix, mach ich doch locker mit dem Fahrrad. Tja, aber man muss erstmal runter ins Tal auf 250m um dann wieder Höhenmeter zu machen.

 Navelli (1 von 1)

Die ersten ca 25 Kilometer waren teilweise etwas chaotisch. Die „Strasse“ war in einem extrem desolaten Zustand. An ein zügiges Fahren war überhaupt nicht zu denken. Teilweise war der Asphalt komplett weg, Schlaglöcher ohne Ende. Mit jedem Meter ins Tal stieg auch die Temperatur an, als unten getankt habe standen schließlich 30 Grad im Display der Yamaha. Einige Kilometer später war es dann soweit, ein erster Wegweiser in Richtung Passo Lanciano steht an einer Kreuzung. Also rechts ab und das Vergnügen kann beginnen.

Die Kurviger App stellt mich vor die Wahl. Es wird mir energisch geraten nach rechts abzubiegen. Ich würde das auch gern machen, glaube ich doch an die Macht der Navigation. Nicht immer aber immer öfters. Nach rechts ist aber nichts, nichts bedeutet in diesem Fall gar nichts bzw . eine Mauer vor einem steilen Abhang. Allerdings zeigt ein Wegweiser in der Haarnadelkurve nach Links zum Passo. Das Smartphone nehme ich aus der Halterung, wünsche der App einen schönen Tag und mache den Mist aus. Jetzt geht es nach alter Väter Sitte weiter und ich habe mich auch so zurechtgefunden.

Zum Passo Lanciano nur so viel – Primo Panna, sehr flüssig zu fahren, landschaftlich teilweise sehr interessant und unglaublich viel Wald für Süditalien. Minimaler Verkehr und sehr guter Asphalt, für Italien nicht immer selbstverständlich. Also komme ich irgendwann wieder. Am südlichen Abhang der Majella ging es weiter nach Fara San Martino. Der kleine Ort mit seinen um die 1400 Einwohnern liegt direkt an einem steilen Abhang der Majella und hat zwei Besonderheiten zu bieten. Als da wären …

-        De Cecco  Wie? Kenne ich nicht? Die Nudeln der Firma hat wohl jeder schon mal in einem Supermarkt gesehen. Allerdings wusste ich nicht, dass hier in einer ziemlich grosse Fabrik Pasta produziert werden. Again what gelernt. Reisen bildet doch 😊

-        Die Gole di San Martino ist eine Schlucht, die man vom Ort aus erwandern kann. Es gibt auch ein verfallenes Kloster am Ende der Schlucht. Es ist mir zu warm um die 30 Minuten dorthin zu laufen. Beim nächsten Mal vielleicht, es findet sich immer ein Grund irgendwo zweimal hin zu fahren. PS: Jetzt im November 2019 wird die Schlucht in Google Maps allerdings wg Felssturz als unpassierbar markiert.

 Fara San Martino (6 von 8)

Eigentlich wollte ich noch ein paar kleinere Umwege einbauen, aber wirkliche Lust noch mehr zu fahren, hatte ich nicht wirklich, so dass ich mich in Richtung Sulmona orientierte. Also praktisch einmal scharf rechts um Eck und die Richtung stimmte. Was gar nicht stimmte waren mächtige, dunkle Gewitterwolken, die sich drohend von Westen herkommend auftürmten. Wie weit ist es noch bis Santo Stefano? Eine gute Stunde Schweinsgalopp, ob das reicht ohne Nass zu werden? Das Gefühl kennt wohl jeder, der schon eine solche Wettersituation erlebt hat. Aber in meinem Fall half alles Bangen und Hoffen nicht. Am Horizont verschwanden die Berge im grauen Schleier einer Regenwand. Dazu extrem böiger Wind, der kaum mehr also Tempo 60 zu ließ. Eine rettende Tankstelle für die Umziehaktion von Trocken auf heavy Wet war bald gefunden und einige Autofahrer sahen mich grinsend an. Aber alles im netten, freundlichen Bereich und mir wurde trotz allem gute Fahrt gewünscht.

Es war weniger schlimm als angenommen und ich erreichte Santo Stefano gut verpackt und innerlich trocken meine temporäre Herberge. Die Temperatur ist mittlerweile auf knapp 10 Grad gefallen und wenn Spüli im Regen gewesen wäre, das Tracerle würde glänzen. Das erste Feierabend Bier und ein schneller Wetter Check für morgen, Gewitter soll es geben.