Ouarzazate, das nächste Ziel unserer Reise liegt ca. 300 KM von Errachidia entfernt. Eine absolut beeindruckende Etappe unserer Reise wird es werden. Die Landschaft ist wirklich einzigartig und macht einen staunend und ein Stück weit demütig. Das mein ich jetzt im ernst und nicht ironisch. Im Nachhinein betrachtet war das wohl die „Königsetappe“.
Start war wie gesagt in Errachidia und die Wüste nahm uns auf. Genug Benzin sollte immer im Tank sein, da die Tankstellendichte hier etwas dünn wird. Bis zur nächsten Ortschaft mit Tanke fuhren wir 50 KM, dazwischen rein gar nichts außer Steine und nichts als Steine, vollkommen vegetationslos. Einige Berberzelte haben wir von weitem gesehen, 3 Kamele am Straßenrand schauten uns an und wir sie. Immerhin wollten sie kein Geld für Fotos. Auf der rechten Seite der Route immer den Blick auf das Altlas Gebirge, auf der Linken der Blick ins nichts.
Die N 10, die recht gut ausgebaut ist, führt uns durch das Vallée du Dades. Der Bereich, den wir heute durchqueren, wird auch Route des Kasbahs genannt. Kasbahs sind recht große Wehrburgen, die den Bewohnern in früheren Zeiten Schutz vor Überfällen feindlicher Stämme gewährten. Hohe Mauern und 4 Wehrtürme an den Ecken dieser Burgen machen einen imposanten Eindruck auf den Besucher. Leider verfallen diese Anlagen immer mehr, da die aus Lehm und Stroh gefertigten Mauern halt nicht sehr witterungsbeständig sind und bei Feuchtigkeit schnell den Geist aufgeben (Salopp ausgedrückt).
Bei Tinerhir ist der Abzweig in den Gorges du Todra. Nach kurzer Fahrstrecke (ca. 15KM) sind wir bereits am Ziel und staunen nicht schlecht über die steilen Felswände, die die spektakuläre Schlucht immer enger machen. Leider ist es hier recht touristisch, ein Hotel nach dem anderen, zwischen durch eine Auberge und jede Menge Restaurants lassen ahnen, was hier los sein kann. Wir hatten jedoch Glück, Menschenmassen waren nicht vorhanden und wir konnten die herrliche Natur genießen.
Noch besser gefiel uns allerdings die Gorges du Dades, die wir uns als zweites Highlight des Tages gönnten. Die ca. 35 KM ab Boumaine Dades bis zum Aussichtsrestaurant am Ende der Schlucht sind wirklich sehenswert. Einige Kasbahs, allerdings nicht sehr gut erhalten, säumten unseren Weg durch eine fantastische wilde Landschaft. Man sieht wie die Felsen durch die Erosion freigelegt werden und Faltungen durch die Erdbewegungen die Berge geformt haben. Manchmal hat es den Eindruck, als wenn es noch nicht fertig ist, aber jemand die Lust verloren hat und die Baustelle nicht aufgeräumt hat.
Das exponierte Aussichtsrestaurant am Ende der Schlucht bietet einen faszinierenden Blick auf die Serpentinen, durch die wir kurzem gekommen sind. Gut gegessen haben wir dort im Restaurant und den kühlen Wind genossen. Es war der Endpunkt im Gorges du Dades für uns und wir kehrten wieder zurück zur N10. Für Leute mit Offroad Fahrzeugen besteht allerdings die Möglichkeit von hier aus zum Gorges du Todhra zu fahren. Große fette Geländewagen (keine SUVs mit Einkaufstüten)den Ansaugstutzen hochgelegt bis zum Dach und richtiger Offroad Ausrüstung sieht man in Marokko sehr oft. Es gibt hier jede Menge Pisten, die mit einem normalen Fahrzeug nicht passierbar sind.
Wir sitzen relaxt bei einem Bier am Pool und des Hotel IBIS in Ouarzazate genießen die Kühle des Abends und lassen den Tag noch einmal Revue passieren. Nach solchen Erlebnissen und Eindrücken, wie wir es am heutigen Tag erleben durften, fragt keiner mehr, ob sich der lange Anfahrtsweg von Europa bis nach Marokko gelohnt hat.
Ein Abstecher nach Ain-Benhaddou steht als erstes heute Morgen im imaginären Roadbook der Tour. Es ist nicht weit zu fahren und wir erreichen die sehr gut erhaltene Kasbah, ein Zeugnis der eindrucksvollen Baukunst der Berber. Weltkulturerbe der UNESCO und Drehort zahlreicher bekannter und erfolgreicher Filme, die hier erschaffen wurden. Mit dem 200er Tele hab ich ein paar Fotos gemacht und schwupp waren wir weg. Warum? 3 Busse vor uns und jede Menge Leute, dazu Souvenirverkäufer sowie die obligaten Reitkamele nebst ihren manchmal aufdringlichen Treibern waren uns zu viel unnötiger Rummel , dann lieber die Einsamkeit und Erhabenheit der Wüste.
Eigentlich hätte ich noch In Ouarzazate volltanken sollen, aber der Tank war noch nicht sooo leer und bis zum nächsten Ort sollte es eigentlich reichen. Naja, wie´s halt so kommt und was man nicht wissen kann …. Ca 15-20 KM war die Baustelle lang, ein langsames Schleichen, immer nur im 2. oder 3.Gang. Das erhöht den Verbrauch spürbar, als wenn man gleichmäßig durch die Gegend schnurrt. Außerdem führte uns der Weg über den Tizi-n-Bachkoum, ein Pass auf 1700m Höhe. Hatte ich schon mal erwähnt, wie grandios die Landschaft ist?
Knapp 40 KM sind wir schon auf Reserve unterwegs und die Anzeige der Benzinuhr blinkt mahnend. Als die ersten Häuser von Tazenakht auftauchen, dachte ich mir ..uff geschafft, da ist ja eine Shell Station. Das Problem sollte eigentlich jetzt zu Ende sein. Eigentlich, denn es gibt kein Benzin. In der Gegend ist komplett der Strom abgestellt, nirgends Elektrizität, ergo läuft nichts mehr und das im wahrsten Sinne des Wortes. Da stehen wir nun und müssen warten. In 2,5 Stunden soll der Strom wieder angeschaltet werden, so Allah will! Das wäre dann so gegen 14 Uhr und es hilft kein Fluchen und Lamentieren.
Geduld ist eine Tugend und wir setzen uns in den Schatten und warten. Aufregen bringt auch nichts… Wir hätten vielleicht vorher den Lokalteil des „Wüsten Kurier“ lesen sollen, da stand das sicher drin. Der Teppichhändler neben dessen Geschäft wir sitzen, gibt uns freundlicherweise zwei Stühle und lädt uns zum Tee ein. Ein wenig Konversation auf Französisch und man merkt schnell, welche Vokabeln man seit der Schulzeit vergessen hat. Aber die Verstädigung klappt schon und man tauscht Informationen aus. Natürlich will er uns auch Teppiche verkaufen, sieht aber bald ein, dass kein Platz auf dem Mopped ist, um solch eine sperrige Rolle zu transportieren. Aber er hätte auch ganz Kleine für die Sitzbank …
Mit der Zeit wird uns ganz schön Öde und im Bauch fängt es an zu grummeln. Der Teppichhändler meint, es gäbe am Ortsende noch ne Tanke. Die Zeit der Stromsperre war zwar abgelaufen und die Drähte sollten wieder glühen, aber mir war schon klar, dass es mit der Pünktlichkeit nichts wird. Also an die anderen Tanke gefahren, opulent für kleines Geld gespeist und kurz vor dem Café kam das Leben wieder in die Zapfsäulen zurück. Der Zwangsstopp hat uns letztendlich 4,5 Stunden gekostet.
Tizi-n-Taghatine ist der letzte Pass, den wir in Marokko fahren, vorerst wenigstens. 1886 m hoch sind wir und kommen in das Anbaugebiet, wo es den echten Safran gibt. Das Zeug in den Souks der Städte, das an Touristen verkauft ist alles Mögliche, aber kein Safran. Allerdings brauchen wir keine Teppiche, Safran, Arganöl oder sonst was. Eine spektakuläre kurvenreiche Abfahrt nach Aoulouz führt uns ins Tal der Sous. Ein letzter Blick auf den Atlas mit seinen hier ungefähr 3000 m hohen Gipfeln und eine andere Welt erwartet uns. Das Tal der Sous wird intensiv landwirtschaftlich genutzt und dazu braucht man Menschen. Die stehen nach Feierabend dicht gedrängt auf der Ladefläche der uralten Peugeot Pickups und singen uns unbekannte Lieder. Das ist schon wieder etwas völlig Anderes und Neues als die inzwischen vertraute Wüstenfahrerei. Stickig ist es und dunstig, völlig verschieden zur Wüste und der trockenen und klaren Luft.
Taroudannt kennen wir schon von einem früheren Besuch und wir ersparen uns das verkehrstechnische Gewusel in der Medina. Stattdessen nehmen wir Quartier im Dar Zitoune, einige Kilometer außerhalb der Stadt in Richtung Agadir gelegen. Um es etwas Vorsichtig zu formulieren … Der Hammer. Preislich (150€) und vom Ambiente, aus jeder Sicht nur Fantastisch. Jeder Gast hat seinen eigenen Bungalow in einem parkähnlichen, exotischen Park. Swimming Pool ist natürlich auch dabei und der Service ist einsame Klasse. Man merkt, dass das Haus unter Schweizer Leitung ist. Um es mit einfachen Worten zu sagen – PERFEKT!