Der Verkehr in Fès und allgemein in Marokko
oder ein nicht ganz ernst gemeiuter Kommentar
Man fährt in der Stadt und die nächste Ampel wird Rot, soweit so gut, das gibt’s auch in Deutschland und ist an sich nicht erwähnenswert. Jetzt kommt das ABER dazu …wir sind hier in Marokko. Die Ampel wird auch hier Rot. Allerdings nicht für Zweiräder, für diese gilt wohl eine Extraregelung, die nicht im allwissenden Reiseführer steht. Eine FJR ist ja auch nicht mehr direkt ein wieselflinkes Mofa und von daher bleiben wir vor der Ampel stehen. Da recken sich die Hälse aus den umstehenden Autos zu uns und staunen. Ich weiß allerdings nicht ob sie die erhabene Schönheit der FJR bewundern oder den seltsamen Fahrer der bei Rot vor der Ampel stehen bleibt.
Nun kommt bald das nahende Ende der Rotphase. Die ersten Autofahrer rollen langsam aber bestimmt bei Dunkelrot los. Dies hat zur Folge, dass die Hälfte der anderen Wartenden anfangen dauerhaft zu hupen. Für mich ist das das Zeichen den ersten Gang schon mal vorsorglich ein zu legen. Die Ampeln in Marokko springen direkt von Rot auf Grün und schon hupen alle. Keine Chance die Kupplung vor dieser Kakophonie kommen zulassen und sich in Bewegung zu setzen.
Es ist schon recht chaotisch und keine tiefere Ordnung in dem Verkehrsgewühl zu erkennen. Jeder fährt wie er meint und wenn 3 Leute links abbiegen wollen stehen halt drei Autos nebeneinander in der Kreuzung, wobei die 5 Fußgänger, die über die rote Fußgängerampel gehen, elegant umkurvt werden. Natürlich sind von der Gegenseite auch 3 Leute am Abbiegen, was zu einer leichten Pattsituation führt. Durch einen Eselkarren oder einen Orangensaftverkäufer, der mit seinem überladenen Handkarren über die Kreuzung gemütlichen Schrittes trabt, wird die Situation aber deutlich entschärft. Dazu queren Yusuf und Ali mit ihrem Mobyletten , natürlich unter lautem Hupen aller Beteiligten, die Kreuzung im rechten Winkel und schon löst sich alles wie von Geisterhand auf. Passieren tut da nicht viel. Alle sind relaxt, die Geschwindigkeit entspricht Kamelniveau im Energiesparmodus und vom Hupen sind eh alle schon länger taub.
Ein Auto in Marokko ist nie wirklich alt und kaputt. Wenn die Vehikel aus Europa hier ankommen haben sie den Schwarzen TÜV Stempel. Hier im Land spricht man dann allerdings noch von neuwertigen Fahrzeugen denen, Allah sei Dank, ein langes Taxileben noch bevor steht. Etwaige Kaltverformungen aus der Bewegung werden von wahrem Künstler der Blechbearbeitung wieder in einen langlebigen und ausdauernden Betriebszustand versetzt. Manchmal etwas windschief aber auch hier gilt: Funktion vor Form! Mercedes Benz Diesel der Baureihe W124 und noch ältere Strich-Achter mit biblischen Kilometerzahlen sind hier an der Tagesordnung und tragen maßgebend zu Erhaltung des öffentlichen Transportwesen teil.
Eine Transportproblematik existiert aus Sicht eines Marokkaners praktisch nicht. Immer nach dem Motto, geht nicht, gibt’s nicht wird geladen. Die Grand Taxis, die zwischen den Städten einen Teil des Verkehrs bewältigen sind wahre Unikums. Auf die vorderen Sitze neben dem Fahrer gehen locker zwei Leute mit etwas Nachdruck und geringerer Körperfülle schon mal drei Personen. Nun die Rückbank, da gehen je nach Willen der Mitreisenden und Länge der Fahrt bis zu sechs Personen in das Auto aus Sindelfingen. Nun stellt sich noch die Gepäckproblematik, wo alles unterbringen was man auf dem nächsten Markt verkaufen oder verkaufen will. Der Kofferraum ist jedenfalls im Handumdrehen gefüllt, allerdings ist zwischen dem Dachgepäckträger und Allah noch ne Menge Platz der reichlich genutzt wird. So sind alle Zufrieden und kommen für billiges Geld von A nach B
Was meiner Meinung auch erwähnenswert ist Autobahn fahren in Marokko. Hier in Deutschland ist die BAB sowas wie unser Heiligtum und niemand aber auch gar niemand hat da was zu suchen, außer natürlich dem motorisierten Verkehrsteilnehmer. So ähnlich gilt das natürlich auch in Marokko, sö ähnlich halt, aber auch schon etwas anders
Vor uns fährt ein Reisebus auf der rechten Spur und am Rand der Autobahn stehen ein paar Leute, die mitgenommen werden wollen. Also hält der Bus halt und lässt alle Reisenden einsteigen. Eine Haltestelle gibt’s da nicht, aber man muss halt praktisch denken. Ebenso praktisch wie alle die gerne den Standstreifen als Wanderweg oder auch zum Weiden der Tiere nutzen. Allerdings zeugt ab und zu ein auf´s übelste stinkender Kadaver einer Ziege oder eines Schafes, dass es wohl nicht ganz ungefährlich ist.
Wenn z.B. auf der rechten Seite der Autobahn ein Markt stattfindet oder ein Fußballspiel ausgetragen wird, sollte man sich auf Personen von allen Richtungen einstellen. Brücken sind hilfreich beim Überqueren der Bahn, aber unten rumm geht’s deutlich schneller.
Polizei gibt’s natürlich auch und die ist gut beschäftigt. Mit ihren Radarpistolen nämlich. Ein großer Gönner hat scheinbar jedem Uniformierten ein solches „Spielzeug “ in die Hand gedrückt und nun wird ausgiebig davon Gebrauch gemacht. So viele Radarkontrollen wie zwischen Casablanca und Rabat habe ich noch nie erlebt. Alle paar Kilometer ein Uniformierter, der das Tempo kontrolliert. Im Übrigen Land ist es nicht ganz so schlimm, aber man sollte sich wirklich überlegen ob man sich nicht an die vorgegebenen Limits hält.
Von Chefchaouen nach Fès
Der strahlende Sonnenschein am Morgen ließ uns schnell die eiskalte Nacht vergessen. Die einfach verglasten Fenster und deren deutliches Spiel im Rahmen hielte die nächtliche Kühle dauerhaft im Zimmer. Aber zu zweit unter der Decke …man wärmt sich gegenseitig. Bevor jetzt weitere lüsterne Gedanken aufkommen, den Zündschlüssel in die Yamaha … und … der selbst ernannte Wächter der FJR wollte seinen Obolus für erbrachte Dienste. Ob der jetzt wirklich die ganze Nacht auf das Mopped aufgepasst hat oder nicht noch vor Mitternacht still und heimlich leise heim zu Muttern ist. But who cares… 1o Dirham (ca 1 €) wechselten den Besitzer und los konnte es gehen.
Das kühle Wetter der letzten Tage konnten wir bald anhand der schneebedeckten Gipfel der Berge erkennen, es war wohlrecht frisch hier. Die Straßen sind eigentlich asphaltiert und recht gut zu befahren, sieht man von den Schlaglöchern mal ab. Eine Baustelle wird nicht zwangsläufig zu Ende gebaut, sondern, wenn man die Schilder woanders braucht, ohne Warnhinweise einfach offen gelassen. Mit dem Auto sicher kein Problem, aber mit dem Bike sind solche offenen Gruben recht unerfreulich. Wenn zum Beispiel ein Stück Strasse repariert werden muss wird die fällige Umleitung einfach in den nächsten Acker verlegt. Ohne Befestigung wie Schotter oder Kies dazu der ausgiebige Regen der letzten Tage und fertig ist das Schlammloch. Selten war eines meiner Motorräder so eingesaut gewesen.
Landschaftlich ist die Route ein Traum- Es ist eine Berg und Talfahrt, selten unterbrochen von kleinen Dörfern. Eine Route des Cretes (Höhenstrasse) des Rif Gebirges könnte man in Anlehnung an manche französische Bergstraße dieses Streckenprofil nennen. Der Belag ist allerdings nicht so der Bringer, aber dafür entschädigt die Landschaft. Teilweise kommt man sich vor wie in den andalusischen Bergen, nur ist das hier etwas XXL. Fotomotive hinter jeder Biegung lassen die Fahrt kurzweilig vorbeigehen und wir machen nur kurz mal Rast für einen Café oder auch eine kurze PPP (Paff und Pinkelpause). Wie aus dem Nichts tauchen dann sofort irgendwelche Gestalten auf, die einem Haschisch anbieten. Natürlich günstig und nur vom Besten. Man sollte aber wissen, dass auch in Marokko der Besitz und der Konsum von Rauschgift strafbar ist. Ein Dritte Welt Knast ist sicher nicht das Optimum um seine Zeit zu verbringen.
Das Rif Gebirge verliert zunehmend an Höhe und eine wellige und hügelige und grüne Landschaft breitet sich vor uns aus. Es erinnert ein wenig an die Toskana oder auch Sizilien im Frühling. Sehr angenehm zu fahren, die Temperaturen sind auch wieder im grünen Bereich so dass gute Laune zwischen Lenker und Topcase vorherrscht. Irgendwann taucht dann Fès am Horizont auf und der Verkehr nimmt deutlich zu.