Civita di Bagnoregio

Orvieto und viel Tuffstein

Der letzte komplette Tag der Tour stand ganz im Zeichen der Landschaft westlich des Lago Trasimeno. Wieder andere Eindrücke aus Bella Italia, die zeigen wieso es sich lohnt hierher zu fahren. Google Maps meint es wäre nicht so weit nach Orvieto, knapp eine Stunde zu fahren. Theoretisch, praktisch war ich aber etwas über 2 Stunden unterwegs, irgendwo muss ich mich etwas verfahren haben. Nicht weiter tragisch, eine super Gegend hab ich kennen gelernt, eben das cuore Verde d´Italia.

Orvieto liegt majestätisch auf einem Felsplateau aus Tuffstein, über allem thront der Dom und es gibt jede Menge weitere sehenswerte Sehenswürdigkeiten. Direkt ins Zentrum darf man nicht fahren, alles Fußgängerzone. Also einen Parkplatz für das Moto gesucht, was gar nicht so einfach war in den kleinen engen Gassen. Dann ging es los, in den Moto Klamotten und mit der Fotoausrüstung bin ich tapfer losgestapft. Innerlichen Protest hatte ich voraus mit der Aussicht auf einen Eisbecher ruhiggestellt.

  • Orvieto-16 PSE
  • Orvieto-16 PSE
    Orvieto-16 PSE

    Sehr schön ist die Altstadt, der Dom ist ein wahres Schmuckstück. Unglaublich detailreiche Skulpturen und Fresken schmücken das Hauptportal, die Seiten sind im typischen Schwarz/Weiss Muster gestaltet. Unglaublich wie akkurat diese Mosaiken gearbeitet, Chapeau vor dieser künstlerischen Leistung.

    In den Dom bin ich nicht reingegangen, obwohl das sicher sehr lohnenswert ist. Das mach ich beim nächsten Mal, wenn vielleicht weniger los ist. Es ist unglaublich, wie viele Asiatische Touristen mittlerweile in Italien unterwegs sind. Man kann den subjektiven Eindruck gewinnen, die Leute hätten unheimlich viel nach zu holen was europäische Kultur angeht. Es sei ihnen gegönnt, so wie ich mir den versprochenen Eisbecher gegönnt habe!

  • Orvieto-22
  • Orvieto-22
    Orvieto-22

    Es ist nicht weit bis zum nächsten Tuffhügel, allerdings ist das schon Lazio. Die ganze Gegend hier besteht wohl aus Tuffstein. Das kann einem eigentlich relativ egal sein, Hauptsache es geht bergauf und -ab und es hat Kurven. Das ist natürlich die Sichtweise des Bikers. Nun kam ich also nach Bagnoregio, eigentlich nichts Besonderes, eine typische kleine italienische Stadt. Aber es gibt den Ortsteil Civita di Bagnoregio und der liegt vollkommen isoliert auf einem Hügel aus Tuffstein. Die umliegende Gegend ist durch Erosion stark zerfurcht und zusammen mit dem Ort sieht es bald aus wie aus einem Fantasie Film. Schon Krass! Der einzige Zugang zum Ort führt über eine lange Brücke, jedenfalls für Touristen.

  • Civita di Bagnoregio-7
  • Civita di Bagnoregio-7
    Civita di Bagnoregio-7

    Und Tuffstein zum Dritten, ich bin mal wieder in Pitigliano. Die kleine Stadt thront zwischen zwei tiefen Täler hoch auf einem Tuffsteinhügel. Praktischerweise eignet sich das leicht bearbeitbare, weil weiche Gestein auch hervorragend zum Bau der Häuser. Sehr schön liegt die Stadt auf dem Bergrücken und bietet ein hervorragendes Fotomotiv. Kein Wunder ist die Kommune doch … I borghi più belli d´Italia.

    Wenn sich jetzt jemand fragt, warum hier alles aus und auf Tuffstein gebaut ist, die simple Erklärung ist: Vulkanismus. Die Toskana war vor einigen Hunderttausend Jahre geologisch sehr aktiv, der Lago Bolsena ist z.B. eine ehemalige Caldera (Vulkankrater) mit 14 Kilometern Durchmessern, der Monte Amiata ist ein erloschener Vulkan. War also schwer was los hier bevor die Rosso nach Italien kam und es muss mächtig gerumpelt haben.

    Weiter geht es weiter, quer durch die südliche Toskana in Richtung Monte Amiata. Heute ist das Wetter deutlich besser und eine Überquerung ohne dicke Wolken macht deutlich mehr Sinn. Allerdings fahre ich auf dem Weg dorthin noch etwas im Val d´Orcia herum. Das ist die Bilderbuch Landschaft wie man die Toskana vom Kalender kennt. Jetzt im Frühjahr ist noch alles Grün und der blaue Himmel bildet einen tollen Kontrast zu den grünen Hügeln. Allerdings gefällt es mir im Herbst, wenn alles braun ist, hier fast besser.

    Der Monte Amiata ist echt toll zu fahren. Die Straßen sind recht passabel und man kann schon ein wenig am Kabel ziehen. Je höher es Richtung Gipfel geht, um so trostloser sieht es noch aus. Das dauert noch etwas bis es hier Frühling wird, die Bäume sind fast noch kahl. Und mit jedem Höhenmeter wird es kühler, gerade noch 10 Grad zeigt das Thermometer der Ducati, da wird es Zeit wieder runter zu fahren.

    Es reicht dann wieder mal für heute und diverse Sensoren fordern zur Rückfahrt zum Albergo auf. Eigentlich unglaublich wie vielfältig die ganze Gegend ist, langweilig wird einem nicht hier. Ein Motorrad Eldorado par Excellence und nur wenige kennen es in Deutschland.

  • Toskana-7
  • Toskana-7
    Toskana-7

    Bei einem guten Roten aus der Cantina des Lago Trasimeno lasse ich den Abend ausklingen. Morgen geht es wieder in Richtung Heimat. Allerdings nicht auf einem Rutsch, sondern mit Zwischenstopp in Verbania am Lago Maggiore. Sollte dort auch schön sein und es ist die letzte Möglichkeit einen vernünftigen Café zu trinken.

    Orvieto und Tuffstein